Diagnose

Sollten eine Vielzahl der oben angesprochenen Schwierigkeiten bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen vorliegen, empfiehlt es sich, eine diagnostische Untersuchung zu machen. Hierbei steht die genaue Bestimmung der Rechenschwierigkeiten im Vordergrund und nicht die Bestätigung einer Rechenschwäche.

  1. Mit einem ca. ein- bis zweistündigen individuellen Test wird untersucht, welche Rechenschwierigkeiten vorliegen. Die Voraussetzung für eine gezielte Dyskalkulie-Therapie ist schließlich die qualitative Erfassung der mathematischen Vorstellungen und Denkweisen des Kindes. Um therapeutische Schritte gezielt planen zu können, muss genau aufgeschlüsselt werden, wie und auf Grundlage welcher Vorstellungen und Gedanken die Rechenfehler, aber auch die richtigen Ergebnisse zustande kommen. Eine Diagnose muss Auskunft über das kindliche mathematische Denken geben.

  2. Im Anschluss an den Test findet ein ausführliches ein- bis zweistündiges Auswertungsgespräch mit den Eltern statt. In diesem Gespräch wird den Erziehungsberechtigten das Ergebnis des diagnostischen Verfahrens vorgestellt. Aus dem erstellten Profil resultieren Empfehlungen für geeignete Folgemaßnahmen, z.B. Nachhilfe bei Rechenschwierigkeiten, Therapie bei festgestellter Rechenschwäche oder andere zu empfehlende Interventionen.

  3. Nach Test und Beratung erhalten die Eltern einen Bericht des Rechenprofils des Kindes zur Vorlage für Schulen, Lehrern, Ärzten und Behörden.

    Eine Rechenstörung wird dann diagnostiziert, wenn die Rechenleistung eindeutig unterhalb des Niveaus liegt, welches auf Grund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Schulklasse zu erwarten ist1. Die Rechenstörung ist eine Teilleistungsstörung, die sich ausschließlich auf den Umgang mit Zahlen und Rechenoperation bezieht.

    Rechenschwäche ist für das Kind kein unabwendbares Schicksal. Je früher eine Rechenschwäche erkannt wird, desto schneller und leichter kann ein Kind gefördert werden und den Anschluss an den aktuellen Schulstoff wieder finden, und desto kürzer ist auch der Zeitraum, in dem das Kind seinen persönlichen Misserfolg erlebt und psychische Reaktionen ausbildet.

    Damit sich Rechenschwäche nicht auswächst und zum schulischen Versagen nicht noch Verhaltensauffälligkeiten und psychosomatische Folgeerscheinungen hinzutreten, ist eine Dyskalkulie-Therapie die geeignete Maßnahme, um rechenschwache Kinder zu einem Anschluss an den aktuellen Mathematik-Unterricht zu befähigen.

1) Definition der WHO, in der internationalen Klassifikation der Erkrankungen - IDC-10